ZUCKERKRANKHEIT (DIABETES MELLITUS)

Bei Typ-1-Diabetes kann der Körper nicht genug Insulin produzieren, bei Typ-2-Diabetes kann das Insulin an den Zellen nicht entsprechend wirken. Beides hat zur Folge, dass der mit der Nahrung aufgenommene Zucker nicht ausreichend aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird. 

Weltweit leiden derzeit etwa 150 Millionen Menschen an Diabetes Typ 2. In Österreich sind derzeit über 500.000 Menschen von Diabetes mellitus betroffen - Tendenz stark steigend. Jeder Fünfte über 60-jährige leidet in unserem Land an einem Typ 2-Diabetes, statistisch betrachtet reduziert dies die Lebenserwartung um ca. 6 Jahre. Zwei Drittel der Diabetiker erleiden einen Herzinfarkt oder Schlaganfall! Man kann davon ausgehen, dass es noch deutlich mehr sind, da laut WHO über 50% der Betroffenen keine Kenntnis von ihrer Erkrankung haben. Diabetiker haben ein hohes Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen. 

Was ist Diabetes mellitus Typ 2?

Diabetes mellitus Typ-2 ist eine chronische Stoffwechselstörung mit erhöhtem Blutzucker (Glukose, Traubenzucker): 

  • mehr als 126 mg/dl mindestens 8 Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahma
  • mehr als 200 mg/dl bei gelegentlicher Messung

mehr als 200 mg/dl nach oraler Belastung mit 75g Glukose (Glukosetoleranztest) Mit dem Essen wird dem Körper Energie in Form von Kohlenhydraten zugeführt. Sie bestehen aus Zuckermolekülen. Glukose (auch als Traubenzucker, in Lebensmitteln auch als Dextrose bezeichnet) ist ein wichtiger Energie-Lieferant für den Körper, der über den Darm ins Blut aufgenommen wird, entweder direkt oder nach Spaltung von Nahrungskohlenhydraten durch Darm-Enzyme im Dünndarm. Zucker ist die Energie zur Verbrennung und Speicherung im Körper. 

Ursache für einen erhöhten Blutzucker ist 

  • eine deutlich verminderte Insulinempfindlichkeit der Glukose verwertenden Gewebe (Skelettmuskulatur, Leber und Fettgewebe) - auch als Insulinresistenz bezeichnet
  • Insulinmangel: ungenügende Insulinsekretion aus den Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Insulin ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse, das für die Zuckeraufnahme in die Muskulatur und Leber benötigt wird. Zu Beginn der Erkrankung überwiegt meist die Insulinresistenz, später wird der Insulinmangel zum dominanten Effekt. Im Unterschied zum Diabetes mellitus Typ 2 wird der Typ 1 durch eine Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse verursacht.

Welche Risikofaktoren gibt es?

  • Fettleibigkeit (=Adipositas) Die Ursache für die Fettleibigkeit ist v.a. die Steigerung des Fettanteils in der Nahrung und sinkende körperliche Aktivität. Auch der Fettverteilungstyp ist von Bedeutung: besonders die bei Männern häufig zu findende bauchbetonte Fettansammlung ist mit erhöhtem Risiko für Diabetes verbunden. Die Adipositas steigert auch das Risiko für Bluthochdruck (Hypertonie) Bauchumfang:
    • Männer unter 100 cm
    • Frauen unter 90cm •
  • erbliche Komponente Wenn ein Elternteil Diabetes hat, beträgt das Risiko selbst Diabetes zu bekommen 40%, sind beide Eltern betroffen 80%.
  • hohe Konzentration von freien Fettsäuren (FFS) im Blutplasma Bei Adipositas und/oder hohem Fettanteil in der Nahrung kommt es zu erhöhten Blutfettkonzentration, die nicht nur ein Risiko für Diabetes, sondern auch für die Entstehung von Gefäßschäden (Arteriosklerose und Angiopathie) sind.
  • Schwangerschaftsdiabetes ist eine Form der Zuckerkrankheit, die während der Schwangerschaft entsteht und nach der Geburt meist wieder verschwindet. Die Erkrankung betrifft hauptsächlich übergewichtige Frauen, sowie Frauen, in deren Familien gehäuft Diabetes aufgetreten ist. In der Regel haben Betroffene keine Beschwerden, weshalb er nur durch einen Suchtest (Zuckerbelastungstest, oGTT) festgestellt werden kann. Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes haben in der Folge ein erhöhtes Risiko an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Meist tritt der Diabetes zusammen mit dem metabolischen Syndrom auf, wenn gleichzeitig mit den erhöhten Zuckerwerten auch noch Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette vorliegen.

Spürt man Diabetes?

Am Anfang fehlen Beschwerden. Der Typ 2 - Diabetes wird deshalb oft sehr spät erkannt, durchschnittlich wird er erst 6 - 7 Jahre nach Erkrankungsbeginn diagnostiziert. Machen Sie deshalb 

Symptome: 

  • schleichender, oft unbemerkter Beginn mit Müdigkeit, vermindeter Leistungsfähigkeit, Juckreiz, erhöhter Infektanfälligkeit und Potenzstörungen.
  • erhöhter Blutzucker und damit Zucker im Harn ist der Grund für große Harnmengen (Polyurie > 2l Harn/Tag) und stark gesteigertes Durstgefühl • Gewichtsverlust
  • Störungen im Elektrolyt - und Wasserhaushalt des Körpers können zu nächtlichen Wadenkrämpfen führen.
  • Sehstörungen

Diagnose: 

Das Suchen (Screening) nach Diabetes mellitus ist gerechtfertigt, weil 

  • die Erkrankung unbehandelt viele Komplikationen nach sich zieht
  • sich Diabetes mellitus Typ 2 meist vom Betroffenen unbemerkt entwickelt
  • ca. 2% der Bevölkerung am Typ 2-Diabetes erkrankt sind, ohne es zu wissen Diagnostik:
  • Risikoerhebung: schon die Befragung durch einen Arzt (Anamnese) kann Hinweise auf ein Risiko für Diabetes oder auf einen schon bestehenden Diabetes ergeben (familiäre Belastung, Übergewicht) • Blutzuckermessung aus der Fingerkuppe oder Vene Grenzwert: nüchtern 126 mg/dl, nicht nüchtern 200 mg/dl (nüchtern ist, wer 8 -14 Stunden nichts gegessen und nicht geraucht hat) • Zuckerbelastungstest (oraler Glucosetoleranztest, oGTT): zur Beurteilung der Glucoseverwertung) bei Risikopatienten (Übergewicht, genet. Risiko) und erhöhtem Nüchternblutzucker

Warum ist ein nicht bekannter bzw. schlecht Eingestellter Diabetes gefährlich? 

Durch die hohen Zuckerspiegel im Blut kommt es zu einer Schädigung der Gefäße (Angiopathie): 

  • großen Gefäßen (Makroangiopathie): Herz, Gehirn, periphere Gefäße
  • kleinsten Gefäßen (Mikroangiopathie)
  1. Makroangiopathie: • Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit - KHK) führt zu Angina pectoris und Herzinfarkt (3-4 mal höheres Risiko als die restliche Bevölkerung) • Durchblutungsstörung der Beine (pAVK): beim Gehen kommt es häufig zu Schmerzen in den Beinen, die sich beim Stehenbleiben wieder bessern bzw. schwinden ("Schaufensterkrankheit") Durchblutungsstörung der hirnversorgenden Gefäße führen zu Schlaganfall
  2. Mikroangiopathie sind Gefäßschäden der kleinsten Gefäße (Kapillaren) verschiedener Organe • Schädigung der Niere (= Nephropathie) führt zu Nierenversagen • Schädigung der Netzhaut (Retinopathie) führt oft zu frühzeitiger Erblindung • Schädigung der Nerven (Neuropathie) führt zu Gefühlsstörungen v.a. an den Füßen (periphere Polyneuropathie) • Schädigung des vegetativen Nervensystems führt zu Herzrythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern), schmerzlosen Herzinfarkten, erhöhter Herzfrequenz in Ruhe, Störungen im Magen-Darm-Trakt (z.B. verzögerter Magenentleerung), Erektionsstörungen; • diab. Fußsyndrom: aus einer kleinen oberflächlichen Wunde entsteht durch die Durchblutungsstörung und vermindertes Schmerzempfinden ein tiefergehendes Geschwür (= Ulkus), das aufgrund der bei Diabetikern typischen Wundheilungsstörung nur sehr schlecht und langsam heilt. Im schlimmsten Fall kann dies auch zu einer Amputation von Gliedmaßen führen.

Therapie:

  • lebensstil-modifizierende Maßnahmen (Gewichtsreduktion, Bewegung)
  • Medikamente (Tabletten, Insulin)
  • regelmäßige Kontrolle von Blutdruck, Gewicht, Bauchumfang, Füße, Labor (Nüchtern-Blutzucker, HbA1c, Blutfette, Harn)

Der HbA1c-Wert ist das "Blutzuckergedächtnis" und gibt Auskunft über die Qualität der Blutzuckereinstellung in der Diabetes-Behandllung. Der HbA1c-Wert ist bei Gesunden unter 6, bei Diabetes darüber. Die blutdrucksenkende und blutfettsenkende Therapie sind von großer Bedeutung zur Reduktion von diabetischen Spätkomplikationen. Der Blutdruck sollte unter 130/80 sein das LDL-Cholesterin <100, bei erhöhtem Riusiko (Herz- und Gefäßerkrankungen) unter 70mg/dl liegen. **Tipps zur Vermeidung von Diabetes:** • machen Sie regelmäßig eine Vorsorgeuntersuchung! • leben Sie gesund, ändern sie bei Bedarf Ihre Lebensweise! • reduzieren Sie bei Bedarf Ihr Gewicht! (weniger essen, weniger Fett, weniger Kohlehydrate bzw. Zucker) der Bauchumfang soll bei Männern < 100 cm; bei Frauen < 90 cm sein. ca. 80% der Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig oder fettleibig (adipös)! eine Gewichtsreduktion von 5-10% des Ausgangsgewichtes kann das Herz-Gefäß-Risiko bereits deutlich reduzieren • ernähren Sie sich gesund: viel Gemüse, Salat und Obst, sparsam mit fetteicher Nahrung und Kohlehydraten • kontrollieren Sie Ihren Blutdruck (Sollwert: unter 130/85) • betreiben Sie Bewegung und Sport: 4-5x 30-45 Minuten pro Woche; regelmäßige Bewegung unterstützt die Gewichtsreduktion, erhöht die Empfindlichkeit des Körpers für Insulin und beinflußt günstig Bluthochdruck und Blutfette. • rauchen Sie nicht! 

Diese Tipps sind auch wichtig in der Therapie des Diabetes! 

Links: 

www.diabetes-info.at 
www.diabetes-world.net
 www.diabetes-austria.com
 www.lipidforum.at 
www.herzinfo.at 
www.speck-ade.de 
www.5amstag.de

© Dr. Thomas REITHMAYR

People are our passion by itbb